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Geschichte von Köthensdorf

Zur Entstehung des Ortsnamens

Köthensdorf ist sicher ein Mischname. Vermutlich leitet er sich vom slawischen Vornamen "Chotemer" ab. Zwischen den Orten Murschnitz und Taura lag ein slawischer Weiler, eventuell auch nur ein Jagd- oder Fischfangstützpunkt, dessen Ältester "Chotemer" hieß. Die deutschen Grundherren bestimmten einen Slawen "Chotemer" als Lokator (Beauftragter, der die Landverteilung vornahm) für die einwandernden deutschen Bauern aus Rheinfranken. Später erfolgte die Eindeutschung des Namens Chotemer in Kotmer.

 

Im Laufe der Zeit bildeten sich verschiedene Schreibweisen heraus. Bekannt sind uns: 1490 Kotmersdorf, Köthmansdorf, 1520 Kottensdorf, 1551 Kotzdorf, 1575 Kottensdorf, Kettensdorf und Kethensdorf.

 


 

Von der Gründung bis ins 18. Jahrhundert

Nachdem sich im hiesigen Territorium im 12. Jahrhundert die deutsche Feudalherrschaft gefestigt hatte und die Herren von Waldenburg, Wolkenburg und Rochsberg mit den Ländereien zwischen Mulde und Chemnitz belehnt worden waren, konnten sie daran gehen, das Land zu kolonisieren.

 

Auch das Gebiet der späteren Gemeinde Köthensdorf gehörte in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts den Herren von Rochsberg. Da die katholische Kirche bei der Kolonisation eine große Rolle spielte, wurde im Einverständnis zwischen dem Feudalherren und den Mönchen des Klosters Zschillen (heute Wechselburg) die Ansiedlung deutscher Bauern vorbereitet. So entstand Köthensdorf als zweireihiges Waldhufendorf. Die Hufen der "Mitternachtsseite" zogen sich von der Dorfstraße nach Norden bis zum Chemnitztal hin, die der "Mittagsseite" in südlicher Richtung bis zum Schützwald.

 

Waren die ersten Häuser und Ställe der Ansiedler sicher nur kümmerliche Hütten, so entstanden doch mit der Zeit ansehnliche Höfe. Den Gutshof umschlossen in den meisten Fällen vier Gebäude. Die Wasserversorgung erfolgte durch Ziehbrunnen, auf die später hölzerne Pumpen aufgesetzt wurden. Wo es möglich war, legte man Röhrwasserleitungen an.

 

Ohne Anspruch auf Vollständigkeit sollen nachstehend einige Aspekte aus der langen Entwicklung aufgeführt werden, die oftmals bereits dem Vergessen anheim gefallen sind:

 

In der Besitzaufstellung der Limbacher Herrschaft 1785 wurde angeführt, dass die Köthensdorfer Bauern auf dem Lehngut 63 Hau- und Rechtage im Jahr zu leisten hatten. In dem Besitzerverzeichnis von 1804 wurden folgende Köthensdorfer Bauern als Besitzer eines Pferdefrongutes bezeichnet: die heutigen Höfe von Christian Richter, ehemals Speck, Manfred Rehnert, Heinz Rauch, Gotthard Matthes, ehem. Willi Matthes, Gottfried Schlimper, Lisa Schirmer, Gottfried Rudelt, Johannes Müller, Erna Kühn. Als Handfrongut wurden die heutigen Güter von Pechstein und Winkler ausgewiesen. Viele Häusler wandten sich einer handwerklichen Tätigkeit zu. Eine andere Schicht der Bevölkerung im Dorf waren die Hausgenossen, also jene, die kein eigenes Haus hatten. Sie arbeiteten meist in der Landwirtschaft mit. Der erste und von Anfang an wichtigste Handwerker war der Schmied. Aber ohne Holzkohle konnte er den wachsenden Anforderungen nicht genügen. So wird ihm ein Köhler zur Seite gestanden haben. In Köthensdorf ist ein Köhler in den Jahren 1731 bis 1778 verbürgt. 1674 gab es nur "1 Becke und der Schmied" im Dorf. Nicht zu vergessen ist der Müller. Vielleicht befand sich die erste Mühle im Grundstück der heutigen Schmiede von Günter Ihle. Bei Bauarbeiten legte man ein altes Mühlbecken bloß.

 

Damit läßt sich auch die tiefe Lage des heutigen Wohnhauses erklären. Der Mühlteich hätte dann etwa auf dem Grundstück der ehemaligen Bäckerei Fischer gelegen. In der Nähe des Schenkgutes, auf dem Platz des 1843 erbauten alten Gasthofes (heute Park), hatten die Leineweber "vom Bach bis an den Berg" einen Bleichplatz. Das Bedürfnis, größere und schönere Wohnhäuser und Wirtschaftsgebäude zu bauen, erforderte Bauhandwerker, vor allem Zimmerleute, aber auch schon Maurer. Letztere wurden gebraucht, weil bei der Bauweise der Häuser im 18. Jahrhundert das untere Stockwerk nicht mehr aus Holz, sondern aus Bruchsteinmauerwerk ausgeführt wurde.

 

Untrennbar mit der späteren Entwicklung von Köthensdorf ist die Gasse verbunden. Ihre "Geburtsstunde" schlug im Jahre 1784. In diesem Jahr erteilte Helene Dorothea von Schönberg dem Geometer Krause den Auftrag, einen zum Köthensdorfer Gut gehörenden Feldstreifen, der sich vom alten Schenkgut bis zur Kühnheide erstreckte, in 36 Siedlerstellen aufzuteilen. Zu jeder dieser Parzellen gehörte außer dem Häuschen ein halber Scheffel Land Dresdner Maß was 1,38 ha entsprach. Zusammen mit den am Anfang der Gasse bereits vorhandenen Häusern waren es somit insgesamt 40 Siedlerstellen. Aber umsonst ist nichts! Die Siedler mussten jährlich ihren Erbzins an die Herrschaft bezahlen. Er bestand aus einem voll gangbaren Schock Groschen und drei Pfennigen. Dazu kamen drei Frontage, ein Stück Garn war zu spinnen und ein Klafter Holz zu schlagen, Das war mit Sicherheit mehr, als die Herrin aus der landwirtschaftlichen Nutzung des jetzt bebauten Feldstreifens gezogen hätte.

 

Die Vergabe der Parzellen auf der Gasse gibt zugleich Aufschluss über damals in Köthensdorf tätige Handwerker. Eine Baustelle auf der Gasse erhielten:

  • 13 Strumpfwirker,
  • 2 Leineweber,
  • 1 Schneider,
  • 6 Zimmerleute,
  • 1 Maurer,
  • 1 Glaser,
  • 1 Tischler,
  • 2 Musikanten,
  • 1 Soldat,
  • 8 Tagelöhner und
  • 2 ohne Beruf.

 

In der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts entstand auch in Deutschland eine öffentliche Diskussion über die Erbuntertänigkeit der Bauern. Die Feudalordnung stand dem wirtschaftlichen Fortschritt im Wege. Am 17. März 1832 erließ die königlich sächsische Regierung ein Gesetz über die Ablösung der Feudallasten der Bauern. In Köthensdorf hatte der Gutsherr auf Limbach, der Reichsgraf von Wallwitz, 1830 das Schenkgut an einen gewissen Rudolph verpachtet. Unter diesem Pächter mussten die Köthensdorfer Bauern ihren Frondienst leisten. Das änderte sich auch nach Erlass des Gesetzes von 1832 nicht. Es bedurfte der eigenen Initiative der Bauern, die Befreiung durchzusetzen. Hier ging der Gartengutsbesitzer Karl Gottfried Steudtel voran. Ihm gehörte das Gartengut, heute Hauptstraße 81 (Altenburger). Steudtel verweigerte die Frondienste und setzte das auch vor Gericht durch. Damit gab er das Signal für den Widerstand der Bauern im gesamten Herrschaftsgebiet Limbach. Der Graf von Wallwitz verlor unter diesen Umständen das Interesse am Köthensdorfer Schenk- oder Lehnsgut und verkaufte es an Karl Uhlig.

 

Am 5. Februar 1839 erfolgte auch in Köthensdorf die Einführung der Landgemeindeordnung. Alle über 25 Jahre alten männlichen Einwohner des Dorfes wurden an diesem Tag in die Schenke im Lehngut eingeladen, um an der Wahl teilzunehmen. 68 Einwohner waren erschienen. Sie wählten mit Stimmzettel Vertreter aus vier Gruppen für den Gemeinderat: Gruppe A (Bauern) fünf Vertreter, Gruppe B (Gärtner) einen Vertreter, Gruppe C (Hausbesitzer) vier Vertreter, Gruppe D (Hausgenossen) zwei Vertreter.

 

Am 15. Februar begaben sich die gewählten Gemeinderäte zur Gerichtsstelle in Limbach. Dort wählten sie mit Stimmzetteln aus ihren Reihen Carl Gottlob Bonitz zum Gemeindevorsteher, Johann Adam Winkler zum stellvertretenden Gemeindevorsteher und Johann Georg Bölling zum Gemeindeältesten (alle aus Gruppe A).

 

Der Gemeinderat tagte bis 1843 in der Schenke im Lehngut. Infolge eines Streites zwischen dem Gemeinderat und dem Käufer des Schenkgutes, C. F. Uhlig, stellte der Gemeinderat Adam Winkler (ehemals Gut von Willi Matthes) in seinem Gut einen Raum zur Verfügung. Im Jahre 1848 verlegte der Rat seinen Sitzungsraum in die Thielesche Gastwirtschaft.

 

Quelle: Taura und Köthensdorf-R. - Unser Heimatbuch – 1996